"Im Zeichen der Muschel" Radpilgertour Jakobsweg, Camino del Norte: Deutschland, Frankreich, Spanien, 2008

Fahrradpilger erleben den Jakobsweg auf eigene Weise

Am 08.08.2008 ging ich mit einem Bergsteiger, den ich im Radreiseforum gefunden hatte, auf Pilgertour Richtung Santiago De Compostela. Den ersten Stempel durfte ich selbst an der Jakobusstatue im Freiburger Münster in meinen Credencial del Peregrino, den Pilgerpass, drücken. Gesegnet strampelten wir nach der Pilgermesse los. Nach der Überquerung des Rheins fuhren wir in Frankreich die wunderschöne Strecke am Doubs entlang – leider meistens bei Regen weder von platten Reifen noch von Speichenbrüchen verschont. Warum ich gleich am ersten Tag diebesgleich mein eigenes Fahrradschloss knacken musste, verrate ich im Vortrag! An den Kriegsfriedhöfen von Morvillars, dem gedrehten Turmdach der Kirche von Pierre de Bresse, wunderschönen Keramikdächern und der gigantischen Festung von Besancon, Fort Chaudianne, vorbei gelangten wir durch zahlreiche, mit üppigem Blumenschmuck verzierte französische Dörfer als erstes Teilziel nach Taizé. Zwei schöne Tage mit hunderten von Gläubigen Menschen, vornehmlich Jugendlichen, und Gebetsgesängen in sechs Sprachen ließen meinen kräftezehrenden „Pilger-Infekt“ leider nicht verschwinden.

Ein Fest für die Augen: Landschaft und Architektur

Am Chateau die Lapalisse trennten sich unsere Wege, und ich radelte allein durch herrliche Landschaften über den Col del la Chabanne im Zentralmassiv nach Roncesvalles, dem berühmten Schloss, immer den blau-gelben Muschelzeichen des Jakobsweges folgend. Der Dom von Rocamadour und die Basilika von Lekeitio waren ebenso sehenswert wie viele kleine und größere Dorfkirchen, die ich trotz der 100-160 Kilometer Strecke, die ich am Tag zurücklegte, besichtigte. Die Perlen am Wegesrand auflesend, wie es meiner Reisephilosophie entspricht.

In Biarritz, im Baskenland, erreichte ich die Küste, die für die nächsten 700 Kilometer meine Leitlinie sein sollte. Mit den ständig wechselnden Blicken auf den Atlantik zu meiner Rechten und den vielen romantischen Fischerdörfchen an der Küste, deren Bewohner mir immer wieder ihre herzliche Gastfreundschaft anboten, kämpfte ich mich glücklich die Berge rauf und runter von „Bon Camino“ Rufen begleitet. Eine Armee von Schutzengeln bewahrte mich vor Schaden, zunächst bei dem gewaltigen Unwetter, das mich in den Bergen überraschte Dass meine Engelschar in der Nacht, in der ich versehentlich in einer Klosterkirche eingeschlossen wurde, nicht fern war, machte die Sache nicht weniger unheimlich. Die Engel haben mich aber auch vor dem Ertrinken auf See bewahrt, dem ich näher kam, als mir lieb war.

Am meisten beeindruckt haben mich die Menschen.

Die Begegnung mit den reichsten Menschen Spaniens war genau so herzlich und beglückend wie die Übernachtung mit Drogenabhängigen in einem Stall, oder bei Mönchen im Kloster – und viele baten mich um ein Gebet am Ziel der Reise, in Santiago de Compostela.

Ein großes Highlight war auch das volkstümliche Cidre Fest in Villaviciosa und das Volksfest in Colombres mit Bewohnern, die so stolz ihre farbenfrohen Trachten trugen. Die Kornspeicher, Horreos, auf ihren hohen Beinen, heutzutage oft als zusätzlicher Wohnraum ausgebaut, waren oft in Blautönen verziert, die Stoffhäuschen am herrlichen Sandstrand von Gijon ein kunterbunter Farbmix. Am westlichsten Punkt Spaniens, Bares, einer Siedlung mit wenigen Häusern, ohne Geschäft oder Kneipe, durfte ich zwei Tage pausieren, um meinen wunden Po zu heilen. Meine Gastgeber gaben mir den Schlüssel des Hauses und fuhren nach Madrid. Dies umwerfende Vertrauen ehrte mich immer wieder. Bei den Säulen vom Playa de las Cathedrales am Strand feierte ich allein den Geburtstag meiner Tochter, um dann Abschied vom Meer zu nehmen und über die Berge nach Süd-Westen Richtung Santiago de Compostela weiter zu radeln. Als ich feststellte, dass ich noch fünf Tage Zeit hatte, entschied ich mich dafür, zuerst nach Fisterra zu fahren, um mein Pilgerabschiedsritual in der Höhle im Felsen der Steilküste zu zelebrieren und mein Pilgerhemd zu verbrennen. Von Westen her kam ich in die Stadt und war glücklich, auf dem Vorplatz der Kathedrale mit 33 Stempeln im Pilgerpass genau 2500 Kilometer auf dem Tacho zu lesen. Die wunderschöne Stadt mit zum Teil völlig erschöpften Pilgern aus aller Welt konnte ich dann noch einige Tage genießen, an der obligatorischen Armenspeisung teilnehmen, und die vielen Gebetsaufträge der frommen Menschen, die mich dafür unterwegs angehalten hatten, in der Kathedrale erfüllen.

Freuen Sie sich auf einen erlebnisreichen Vortrag!

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