2010 hatte ich bei einer Schweden- Radreise den allein radelnden Petru aus Rumänien kennengelernt und mit ihm einige harmonische Tage im Sattel verbracht. Ich radelte und tanzte abwechselnd, meine Lieblingshobbys auf perfekte Art verbindend. Nachdem wir uns leider nach meinem Tanzworkshop in Göteborg verloren hatten, trafen wir uns zufällig zehn Tage später auf der Fähre wieder. Erstmals sprach ich meinen Lebenstraum aus: einmal um die Welt zu radeln als Fundraising-Projekt gegen Kinderarmut. Petru war sofort dabei, und so planten wir eine gemeinsame Probetour durch Japan. Die schrecklichen Ereignisse in Fukushima machten diese Reise unmöglich, und nach knapp zwei Wochen fanden wir uns in Island, dem Land der Trolle und Elfen, wieder.
Von Reykjavik radelten wir nach zwei Tagen Stadtbesichtigung die Hälfte der obligatorischen Touristenstrecke, die Golden Route. Über Pingvallavatn und das historisch bedeutsame Pingvellir radelnd konnten wir den beeindruckenden aktiven Geysir Strokkur, der alle paar Minuten das heiße Wasser in den Himmel schießt, und den Gullfoss, den größten Wasserfall Islands, bestaunen. Die Piste im Süden vom Langjökull Gletscher sei gut befahrbar, sagte man uns, aber wir mussten eiskalte Flüsse durchqueren! So kämpften wir uns tagelang durch sandige, felsige Mondlandschaften und die schreckliche dunkelgraue Asche des gerade ausgebrochenen Vulkans, Eyjafjallajökull. Als Petru unter größten Entbehrungen, Hunger und körperlicher Erschöpfung bei Kälte, Sturm und Dauerregen immer noch die gute Laune nicht verlor, war ich mir sicher, dass er der richtige Partner für die Weltumrundung sei.
Die vielen großen und kleinen Wasserfälle, die hügelige, moosbewachsene Landschaft mit natürlichen Hot Tubs, die wir zum Baden nutzten, und die wunderbaren Begegnungen mit gastfreundlichen, hilfsbereiten Isländern machten die Reise zum absoluten Highlight. Unsere Route führte uns durch die nord-westliche Wildnis bis nach Latrabjerg, wo wir an der Westküste neben Tausenden von Vögeln vor allem die wunderschönen Papageientaucher bewundern konnten.
An den bis zehn Kilometer langen, einsamen Stränden der Südküste entlang, wo uns immer mal wieder Gruppen auf Islandpferden begegneten, kämpften wir uns gegen den Wind bis zum Hafen von Brjanslækur . Die Fähre brachte uns zur historisch und künstlerisch wertvollen Insel Flatey mit ihren bunten Häusern, die größte der 2 600 Inseln im Breiðafjörður, in dem noch 1 000 unbewachsene, kleine Felsinseln liegen. Nach sechs Stunden setzten wir über zur Halbinsel Snaefellsness, wo wir am folgenden Morgen von Olafsvik aus ohne Ausrüstung abenteuerreich mit Fahrradschuhen den Gletscher bestiegen!
Auf dem Rückweg nach Süden warteten wieder interessante Highlights: Nach der Besichtigung der Gesangshöhle Sänghellir und der faszinierenden Basaltsäulen von Gerþuberg, der Besteigung des Eldborgar Vulkanes, einer Wanderung zum Glymur, dem höchsten Wasserfall Islands und dem Besuch der größten Thermalquellen Europa in Reykholt, wurden wir noch Zeugen eines Tornados, der einen ganzen See leer saugte! Ein gefährliches Spektakel. Mehrere Kilometer weiter fielen an diesem Tag Fische vom Himmel. Nachdem unsere Räder wieder sicher verstaut in den Bike-Boxen im Bauch des Fliegers waren, erreichten wir dankbar für so eine tolle und interessante Radreise unsere Heimat, gestärkt von neuen Eindrücken und mit vielen Adressen lieber Menschen, die wir alle gerne wiedersehen würden...
Freue Sie sich auf einen erlebnisreichen Vortrag!